Auf Augenhöhe mit dem Rosenmontagszug
Wie im letzten Jahr stand auch in diesem Jahr vor der DKV-Residenz wieder eine barrierefreie Tribüne, die es Seniorinnen und Senioren – unabhängig von Beeinträchtigungen – ermöglichte, das bunte Treiben und die heitere Atmosphäre des Münsteraner Straßenkarneval gemeinschaftlich hautnah mitzuerleben.
Von Birgit Lembeck
| 15. Februar 2024

Zwei Tribünen für alle
Die DKV-Residenz hatte sogar zwei überdachte Tribünen vor ihrem Haus direkt entlang des Umzugsweges bereitgestellt. Neben einer Tribüne mit Rampenzugang gab es eine weitere Tribüne mit integrierten, in der Höhe gestaffelten Sitzreihen. Die Plätze konnten vorgebucht werden, wurden aber größtenteils spontan in Anspruch genommen, von Narren, denen es zu unbequem war, am Straßenrand zu stehen oder denen der graue Himmel, aus dem immer mal wieder ein paar Tropfen bedrohlich herunterfielen, nicht ganz geheuer erschien. Auf der barrierefreien Tribüne fanden sich vor allem Residenzbewohner und deren Angehörige ein.
Feiern ohne Einschränkungen und mit Kamelle
Alle närrisch gestimmten Personen sollten die Möglichkeit haben, an dem jährlich stattfindenden traditionellen Ereignis teilzuhaben, unabhängig von eventuellen Beeinträchtigungen. Und mit der Rampentribüne gelang es perfekt: Die Gehfähigen – mit und ohne Rollator – trafen auf die Rollstuhlfahrer, die von ihren Angehörigen oder dem Pflegepersonal begleitet wurden. Die zehn Plätze in der ersten Reihe waren heiß begehrt und bereits belegt, bevor der Zug anrollte; und wurden auch so bald nicht mehr aufgegeben. „Einen besseren Platz gibt es in der ganzen Stadt nicht,“ darüber war man sich einig. In der Tat war der Blick auf das muntere Treiben von dort grandios. Die Umzugswagen mit den winkenden Jecken passierten zum Greifen nah an den Logenplätzen vorbei. Doch nicht nur die tolle Aussicht faszinierte, die Örtlichkeit war zudem ein echtes Eldorado für Kamellejäger. Der Ertrag war mehr als reichlich, doch auch die hinteren Reihen konnten noch eine einträgliche Beute mit nach Hause nehmen. An Sportlichkeit und Reaktionsvermögen mangelte es den Senioren beim Einsammeln jedenfalls nicht. Komfortabel in warme Decken verpackt wurde trotz der Kälte feucht-fröhlich gefeiert; „Wenn das Bier nur nicht immer so treiben würde“ war das einzige kleine Missvergnügen dabei, doch zum Glück waren die Örtlichkeiten der Residenz für die Teilnehmer nur wenige Meter entfernt. Der Moderator Michael Zahlten hatte unüberhörbare Karnevalsmusik mitgebracht und kommentierte das gesamte Geschehen live, was vom Publikum sehr gut aufgenommen wurde. Zahlten kündigte lautstark jeden der vorbeigleitenden 111 Wagen und Fußgruppen mit einer Kurzbeschreibung an, selbst Menschen mit Hör- oder Sehbehinderungen wurden auf diese Weise vom Mitfeiern nicht ausgeschlossen. Und auch dementiell Erkrankte waren auf der Tribüne sicher aufgehoben und folgten gespannt dem wirren Karnevalsgetümmel. So konnten alle teilhaben und mitfeiern!
Gemeinschaftlichkeit und viele positive Stimmen
Die Stimmung war fröhlich und ausgelassen. Die Resonanz der jecken Senioren auf die Veranstaltung war überwältigend positiv: „Großartig, die haben richtig viel auf die Beine gestellt.“ Der Tribünenaufbau begeisterte: „Ich habe den Umzug schon oft gesehen, aber noch nie aus dieser Perspektive und noch nie so genossen wie heute.“ Für viele Senioren bedeutete die Veranstaltung mehr als nur den Umzug sehen zu können, war es doch gleichwohl eine besondere Möglichkeit der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, die im Alter häufig nicht mehr selbstverständlich gegeben ist: „Es ist wunderbar, endlich wieder am Umzug teilnehmen zu können,“ fanden die Senioren in Feierlaune. Doch nicht nur die närrisch gestimmte Fraktion wurde von dem Event angesprochen: „Ich bin jeck, mein Mann nicht, er ist trotzdem heute dabei, zum ersten Mal, wegen der tollen Tribüne.“ Und selbst eine bekennende Nicht-Karnevalistin verließ ihre vier Wände und erklomm wagemutig die Rampe auf die Tribüne hinauf. Mit einem Augenzwinkern meinte sie: „Den gleichen Krach höre ich ja auch in meiner Wohnung.“ Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Residenzbewohner war letztendlich das Entscheidende, die Gemeinschaft, das gemeinsame Feiern in einer schönen Atmosphäre.
Eine rundum gelungene Veranstaltung war es mit einem Zugewinn an Lebensfreude und -qualität für die ältere Generation!
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