Manchmal ist der Tod eine Erlösung…

Bevor ich vor 5 Jahren zu miCura kam, habe ich als Verkäuferin in einer Modeboutique gearbeitet. Der Altenpflege stand ich zunächst etwas skeptisch gegenüber. Ich verband die Arbeit mit unangenehmen Gerüchen und noch Schlimmerem, dem ich mich nicht gewachsen fühlte.

Doch einen Versuch war es wert: Ich absolvierte ein Praktikum und eine qualifizierende Schulung. Schnell stellte ich fest, dass es dabei um viel mehr als um unappetitliche Randerscheinungen geht, die tatsächlich schon mal Überwindung kosten können. Aber das ist in der Praxis eher die Ausnahme, die Vorstellung von alldem ist viel schlimmer als es dann tatsächlich ist, wenn man direkt mit diesen Dingen konfrontiert wird. Das stellte ich schnell erleichtert fest und, wie gesagt, diese Dinge stehen nicht im Mittelpunkt, sondern der zwischenmenschliche Kontakt.

Ich bin ein sehr kommunikativer Mensch, unterhalte mich gerne. Dadurch intensiviert sich natürlich das Verhältnis zu den alten Menschen, die häufig nicht mehr so viel Kontakt zur Außenwelt haben. So kann es passieren, dass man – vor allem nach langjähriger Betreuung – fast schon zu Freunden wird. Und dann steht plötzlich der Tod im Raum. Das halte ich nicht aus, war meine erste Reaktion. Ich wollte aufgeben, doch mein Ausbilder unterstützte mich, wir redeten viel. Er half mir sehr dabei, meine Gefühle zu sortieren und sie nicht mit nach Hause zu nehmen. Das brauchte Zeit. Zeit für mehr Erfahrung und Sicherheit im Umgang mit Leiden und Tod. Das hat mich nicht abstumpfen lassen, was meine größte Befürchtung war, sondern mich wachsen und stärker werden lassen.

Heute bin ich gelassener, denn jeder hat schließlich ein endliches Leben. Das ist einfach so. Und manchmal, wenn das Leid zu groß wird, ist es eine Erlösung, wenn man das Leben verlassen kann. Diese Erkenntnis habe ich inzwischen und dadurch viel innere Kraft gewonnen.