MundGesund in der Pflege
Heute präsentieren in der DKV-Residenz am Tibusplatz in Münster führende Vertreter der Zahnmedizin wie der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Prof. Dr. Christoph Benz, der wissenschaftliche Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege, Prof. Dr. Andreas Büscher, und viele weitere Experten neue Perspektiven und aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung und der Schnittstelle zwischen Mundgesundheit und Pflege. Herzlich eingeladen sind Pfleger und (Zahn-)Mediziner, die Teilnahme für Studenten und Azubis ist kostenlos.
Von Lukas Hötzel
| 25. April 2024
Expertenstandards in der Mundpflege
„Mundpflege in der Pflege ist so wichtig, weil wir den Mund gesund erhalten und damit großen Einfluss auf die Lebensqualität eines Menschen nehmen“, so Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer. Umso wichtiger war daher die Etablierung des Expertenstandards für Mundhygiene in der Pflege im Jahr 2021. Denn die Zahnpflege, als Teil der Basispflege, dient nicht nur der Prophylaxe, sondern ist auch ein wichtiges Instrument zur Erkenntnisgewinnung in der Pflegesituation.
„Expertenstandards haben sich als Instrument der Qualitätsentwicklung in der Pflege seit langem etabliert. Der Expertenstandard zur Förderung der Mundgesundheit hat für eine hohe Sensibilisierung zu Fragen der Mundgesundheit gesorgt und viele gute Initiativen zur Kooperation zwischen Pflege und Zahnmedizin hervorgebracht“ konstatiert Prof. Dr. Andreas Büscher, wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Netzwerks für Qualitätsentwicklung in der Pflege.
Herausforderung der Mundpflege im Alter
Insbesondere bei demenziell veränderten Personen oder solchen, die nicht klar kommunizieren können, kann es oft schwierig sein, die Ursachen für ihr Verhalten zu verstehen. Schmerzäußerungen, Schreie oder sogar Nahrungsverweigerung können nicht zuletzt ihre Ursache in unerkannten Zahnschmerzen haben. Daher ist es entscheidend, die Berufspraxis nicht nur im zahnmedizinischen, sondern auch im Pflegekontext hinsichtlich der Mundpflege weiter zu professionalisieren. So weist Prof. Dr. Annett Horn, Pflege- und Gesundheitswissenschaftlerin am Fachbereich Gesundheit FH Münster daraufhin, dass „die erfolgreiche Erhaltung und Förderung von Mundgesundheit bei pflegebedürftigen Menschen hohe Fachkompetenz erfordert“. Dr. Björn Eggert, Zahnarzt & Geschäftsführer des Qualitätsnetzwerks goDentis, betont daher: „Gesund beginnt im Mund – unabhängig von Alter oder Pflegebedarf. Dieses Ziel erfordert gemeinsame Anstrengungen aller Beteiligten“
Mundpflege im demografischen Wandel
Ein grundlegender Schritt ist der fachliche Austausch zwischen Zahnmedizin und Pflege, um Erfahrungen zu teilen und ein besseres Verständnis für die besondere Situation der Zahnpflege durch Dritte zu schaffen. Dieser Austausch ist besonders wichtig vor dem Hintergrund des demografischen Wandels, der bereits jetzt Herausforderungen im Bereich der Mundpflege in der Pflege mit sich bringt. Denn „Pflegebedürftige Menschen haben heute viel mehr eigene Zähne als früher. Der Wunsch der Betroffenen und ihren Zugehörigen nach guter Mundhygiene wird in Zukunft deutlich lauter werden“, stellt Dr. Elmar Ludwig, stellv. Vorsitzender im Ausschuss Alterszahnmedizin der Bundesärztekammer, fest.
Ein sensibles Organ
Unser Mund ist ein faszinierendes und zugleich sensibles Organ: Ein Kuss auf die Lippen kann eine zärtliche Geste sein, ein köstliches Mahl erfreut den Gaumen, doch das tägliche Zähneputzen empfinden viele als lästige Pflicht und der Besuch beim Zahnarzt kann mitunter sogar Ängste auslösen. Als Tor zu unseren Emotionen, primäres Kommunikationsmittel und Ort der Intimität reagieren wir besonders intensiv auf Berührungen in diesem sensiblen Bereich.
Es verwundert daher nicht, dass bereits das Eindringen in den Mundraum beim Zahnarztbesuch oft eine Abwehrreaktion hervorruft. Und umso schwieriger ist dann natürlich die Ausgangslage der Pflege, in der die tägliche Mundhygiene nicht mehr selbst, sondern von Dritten durchgeführt werden muss. Marco Wittebrock, Geschäftsführer der DKV Pflegedienste & Residenzen GmbH, betont die oft unterschätzten Herausforderungen der Mundpflege bei Pflegebedürftigkeit. Er ermutigt dazu, sich selbst in die Lage zu versetzen, indem man beispielsweise mit einer vertrauten Person gegenseitig die Zähne putzt. Dabei wird schnell klar, dass Fragen wie der richtige Winkel, angemessener Druck und sogar die Schaumbildung eine Rolle spielen.
Außerhalb des Vertrauensrahmens mit dem eigenen Partner kann die Zahnpflege als bedrohlicher Fremdeingriff wahrgenommen werden. In dieser Herausforderung entsteht schnell ein Spannungsverhältnis, das sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige überfordern kann. Und tatsächlich wird die Mundpflege oft von allen Beteiligten als unangenehmer empfunden als die Intimpflege.
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