Schon Demenz oder nur Vergesslichkeit?

Die Übergänge sind fließend? Nein, das stimmt nicht. Normale Vergesslichkeit und demenzielle Erkrankungen sind grundverschieden.

Von Birgit Lembeck

| 6. November 2023

Von Birgit Lembeck

| 6. November 2023

Wo ist der Haustürschlüssel schon wieder? Immerhin denke ich noch an das Ding, BEVOR ich die Wohnung verlasse. Ein gutes Zeichen! Der Einkaufszettel ist mittlerweile Pflichtprogramm. Manchmal fallen mir in bestimmten Situationen Namen von bekannten Personen oder Bezeichnungen von Gegenständen nicht mehr ein. Am nächsten Tag dann doch. Schon eigenartig, aber beruhigend. Es klappt ja doch noch! Oder doch beunruhigend? Sind das gewöhnliche Erscheinungen, die das Alter eben mit sich bringt und die ich mir guten Gewissens nun leisten darf? Oder werde ich jetzt langsam dement? Wo sind eigentlich die Grenzen?

Demenz bezeichnet Symptome

Natürlich ist ein bisschen Vergesslichkeit im Alter ganz normal. Dagegen ist Demenz keine normale Alterserscheinung, auch wenn dies häufig angenommen wird, weil demenzielle Erkrankungen aufgrund der steigenden Lebenserwartung immer gegenwärtiger werden. Demenz ist auch keine Bezeichnung für eine bestimmte Krankheit, sondern ein Sammelbegriff für verschiedene Symptome, die auf eine Schädigung der Nervenzellen hinweist.

Ursachen der Demenz

Die Ursache einer Nervenzell-Schädigung kann sehr unterschiedlich sein. So können Auslöser bestimmte Zellgifte wie Alkohol oder ein Medikament sein. Auch Grunderkrankungen, die auf den ersten Blick häufig gar nicht mit Demenz in Verbindung gebracht werden, wie Herzinsuffizienz oder eine Schilddrüsenerkrankung, können eine Demenz zur Folge haben. Solche sekundären Demenzen sind aber nicht die Regel, viel häufiger sind die primären Demenzen, die auf eine direkte Schädigung der Nervenzellen – sei es aufgrund von Durchblutungsstörungen oder Degeneration – zurückzuführen sind.[1]

Die bekannteste Demenzform ist Alzheimer, eine Erkrankung, bei der Nervenzellen im Gehirn durch Eiweißablagerungen zerstört werden und so der Informationsaustausch zwischen den Hirnzellen unterbunden wird. Die Folgen sind kognitive Störungen, wie zum Beispiel Gedächtnisstörungen. Sie beginnen tatsächlich schleichend und werden daher häufig im Anfangsstadium nicht als pathologisch erkannt.

Wie sieht der Alltag aus?

Wer in einer Beziehung lebt, ist gut dran! Bevor man selbst Symptome bemerkt, fällt dem Partner in der Regel zuerst auf, dass etwas nicht stimmt. Doch selbst das kann dauern. Manchmal gehen Streitigkeiten oder Vorwürfe voraus, weil Informationen vergessen werden. Auch die Persönlichkeit und das Sozialverhalten kann sich verändern. Wer alleine lebt und nicht viele Kontakte hat, bemerkt das vielleicht überhaupt nicht. Ein Alarmzeichen ist immer, wenn das Ausführen alltäglicher gewohnter Verrichtungen Schwierigkeiten bereitet, wie Kuchen backen, Kaffee kochen oder Wäsche waschen. Damit ist jetzt nicht gemeint, dass es nicht mehr klappt, sondern einfach nur, wenn es schwerfällt, sich auf einen komplexen Arbeitsablauf zu konzentrieren.

Bewusstes Konzentrieren und in Bewegung bleiben

Bin ich denn nun dement oder nicht? Sie können einen Test machen. Geben Sie die Suchbegriffe „Demenz“ und „Test“ in Ihren Browser ein, dann werden Sie fündig. Versuchen Sie auch mal, sich ganz bewusst auf eine Sache zu konzentrieren. Bestimmte Namen und Begriffe werden Ihnen mit dieser Methode nicht einfallen, dafür braucht es Entspannung, aber lassen Sie doch einfach mal zur Abwechslung Ihren Einkaufszettel mit Absicht zuhause liegen. Bauen Sie sich stattdessen Eselsbrücken. Je skurriler, umso besser! Das macht sogar Spaß. Viel mehr als Kreuzworträtsel. Wenn Sie vom Supermarkt zurückkommen, gleichen Sie Ihre Einkäufe mit dem Zettel ab. Jetzt müssen Sie vielleicht nochmal los, aber das macht überhaupt nichts. So bleiben Sie in Bewegung. Und beim nächsten Versuch klappt es bestimmt schon besser! Oder beim dritten.

Im Zweifelsfall sollten Sie nicht verzweifeln, aber sich auch nicht scheuen, ärztlichen Rat einzuholen, ohne lange damit zu warten. Degenerierte Gehirnzellen erneuern sich zwar nicht, aber der Abbauprozess kann durch geeignete Maßnahmen ­-­ insbesondere im Anfangsstadium – deutlich verlangsamt werden.

Zum Umgang mit Demenz demnächst mehr auf diesem Blog.

 

 

[1] https://www.stiftung-gesundheitswissen.de/wissen/demenz/hintergrund (abgerufen am 31.07.2023)

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